10 Jahre nach der Fukushima-Katastrophe, Weilheim mahnt

15. März 2021 0 Von Alfred Honisch
Mahnwache auf dem Marienplatz in Weilheim

10 Jahre liegt die Dreifach-Katastrophe zurück, die kein Konstrukteur japanischer Atomkraftwerke je für möglich gehalten hatte, auch kein Versicherungskonzern für Atomkraftwerke. Und doch passierte er, der Super-GAU (= Größter anzunehmender Unfall)!

Ursächlich ist ein Erdbeben in der japanischen See, wodurch ein Meeres-Tsunami ausgelöst wurde in dessen Verlauf sich bis zu 20 Meter hohen Wellen in die vier Kernkraftwerksanlagen ergossen. Und dann fallen die Notstromkreisläufe zur Kühlwasserversorgung komplett aus. Schließlich schmelzen, ca. 900 Tonnen Uran-Brennstäbe und das macht die Atom-Lobby sprachlos.

Bis heute beklagt Japan 20.000 Tote aufgrund freigesetzter Strahlung. Millionen Tonnen kontaminiertes Kühlwasser müssen voraussichtlich im Meer entsorgt werden, mangels Alternativen. Und schließlich mussten 200.000 Menschen ihre zumeist landwirtschaftlich geprägte Heimat in und um Fukushima für immer verlassen.

Trotz akuter Corona-Pandemie fanden sich am Freitagnachmittag ca. 25 Teilnehmer zum 10. Jahrestag zu einer Fukushima-Mahnwache in Weilheim ein. Nicht um zu feiern, sondern um zu mahnen, wie Alfred Honisch (Grüne) und Manfred Unger (attac) klarstellten.

Zum Ablauf bei den Mahnwachen gehören seit jeher die Bürgermeinungen, artikuliert über das „offene Bürgermikrofon“. Einhellig kam dabei die Kritik zum Ausdruck, Kernenergie erzeuge doch CO2 arme Energie. In Russland gebe es sogar ein schwimmendes, mobiles AKW zur Stromversorgung entlegener Gebiete. „Und der Atommüll? Dafür habe die Menschheit bis heute keine Lösung“, so die Feststellung von Grünen-Stadträtin Brigitte Gronau. Ottmar Back, von der Agenda 2030, unterstrich diese Meinung. „Atomenergie“ dürfe mit dem CO2-Argument nicht durch die Hintertür wieder salonfähig gemacht werden. Regenerative Energiegewinnung müsse noch viel stärker ausgebaut werden.
Manfred Unger verband seine Wortmeldung mit persönlichen Eindrücken seiner Tochter zur Atompolitik. „Atomkraft sei  absolut sicher? Dazu könne sie nur sagen: In meinem jungen Leben habe ich mit Tschernobyl und Fukushima schon zwei GAUs innerhalb von nur 10 Jahren erlebt! 
Petra Arneth-Mangano, SPD-Stadträtin, ergänzte „Ich bin froh, dass Weilheim einen Klimaausschuss hat. Jetzt sogar einen Klimaschutzmanager/in in der Verwaltung! Das ist ein gutes Zeichen!“

Stadtrat Manuel Neulinger verdeutlichte den Standpunkt, „kein vernünftiger Physiker wird die Kernernergie als grundsätzlich technologisch beherrschbar qualifizieren!“ Dass die Grünen in Finnland pro Atomkraft sind, weil damit  grundsätzlich wenig CO2 verursacht werde, dieses Argument verstehe er nicht!
Alfred Honisch griff im weiteren Verlauf einen Gedanken von Wolfgang Unger auf. Der hatte nach der politischen Wirksamkeit der bisher 19 Weilheimer Anti-Atomkraft-Demos gefragt, seit dem Fukushima-GAU, im März 2011.
Honisch: „Ausdauer und langer Atem bei unseren Demos, kombiniert mit dem Engagement von Fridays for Future, hat Weilheims Bevölkerung deutlich sensibler für Umweltthemen gemacht. Im Ergebnis sitzen in Weilheim 8 von 30 Räte mit „grüner Ausrichtung“ im Stadtrat und haben damit enormes Veränderungspotenzial!“
Am Ende der Veranstaltung verharrten die Anwesenden in stillem Gedenken an die Opfer von Atomkatastrophen, besonders Fukushima, Tschernobyl und Three Mile Island.
ah

03.2021: Zurück zum Atom – Finnlands nukleare Zukunft, Weltweit erstes, staatl. genehmigtes Atomabfall-Endlager
Info: Klimastreik am Fr., 19.03.21, in Schongau