19. Kriegstag, 7. Mahnwache, 80 Demonstranten in Weilheim
15. März 2022Russisches Ehepaar verurteilt Putins Überfall auf die Ukraine scharf
Erneut fanden sich ca. 80 DemonstrantInnen auf dem Weilheimer Kirchplatz ein, um am 19. Tag des Angriffskriegs Putins gegen die Ukraine ihre Abscheu zu bekunden und um deutlich ihrer Solidarität mit dem Ukrainischen Volk Ausdruck zu verleihen. Mit dabei auch der 1. Bürgermeister der Stadt Weilheim, Markus Loth, sowie mehrere StadtratsvertreterInnen.
Putin fehlt jeglicher Realitätssinn für die Zeit danach
Als „Russlanddeutscher“ ergriff gestern Igor Zwerev das Wort, geboren in Moskau, und seit 12 Jahren mit seiner Frau hier in Weilheim lebend. Seine Worte ließen an Klarheit keinen Zweifel. „Der Angriff Russlands auf die Ukraine ist durch nichts zu rechtfertigen! Für das Vorgehen Putins habe er nur die Worte, „man schlägt als Starker keine Schwachen!“ Mit Beifall wurde seine Aussage bedacht, dass sich „viele in seiner Heimat fragen, für was ist das Ganze? Wozu müssen so viele Menschen sterben und Angst um ihr Leben haben?“. Außerdem habe er den Eindruck, „Putin sei jeder Realitätssinn abhanden gekommen, denn was will er mit der Ukraine?“
Anm.: Weilheim ist der feste Lebensmittelpunkt für ca. 30 Personen ukrainischer Herkunft und für ca. 150 Menschen russische Geburt.
Bereitschaft für Geldspenden unerwartet hoch
Felix Schimek, verheiratet mit einer ukrainischen Kinderärztin aus Kiew, bedankte sich für die großartige Hilfsbereitschaft, die seine Spendenaufrufe, hier vom Kirchplatz aus, bewirkt haben. „Hervorheben möchte ich die Geldspende eines Weilheimer Geschäftsmanns in Höhe von 5000 Euro“, aber auch Eurocent-Beträge aus dem Sparschwein eines Jugendlichen, versehen mit der Information, „morgen kommt noch mehr!“ Sein Frau Miroslavja müsse er heute entschuldigen. Sie sei gerade dabei ein „Kühlkette“ bis in die Ukraine aufzubauen, für sensible Medikamente, die in der Notfallmedizin vor Ort dringendst gebraucht würden. Und, so sein Ausblick, „das kriegen wir hin, trotz aller Widrigkeiten!“
Es gibt keine besseren oder schlechteren Geflüchteten
Mit dieser Mahnung bat Inge Putzier als Asylhelferin der örtlichen Diakonie darum, Haltung zu zeigen. „Die Ukraine wehrt sich auch für uns, für die Demokratie und gegen einen unmenschlichen Aggressor, der unendliches Leid über die Menschen bringt!“ Aus Sicht der Asylarbeit ist das Leid syrischer Flüchtlinge „nicht weniger wert“, als das von Menschen, die jetzt aus der Ukraine flüchten!“.
Demokratie steht schon seit Jahren unter Druck
Michael Schröder-Schulze bezog sich mit seiner Wortmeldung auf den grundlegenden Anlass der Mahnwache, nämlich Vertrauen in das politische Modell der Demokratie zu erneuern, mit Blick auch auf die „Spaziergänge“ der Weilheimer ImpfgegnerInnen und Corona-LeugnerInnen. „Da gehen selbsternannte Freiheitsdenker auf die Barrikaden, die lautstark über die Parteien schimpfen, selbst aber nichts Überzeugendes zu sagen wüssten!“
Ich schäme mich
Bianca Heigl gestand in ihrem Statement ein, „ich schäme mich!“. Insbesondere für die zögerliche Haltung unserer Regierung, sich von den Energiegeschäften mit Russland nicht konsequent trennen zu wollen. Durch unsere Energiezahlungen finanzieren wir tagtäglich diesen Krieg mit!“
100 Milliarden für neue Kriegswaffen zeugen nicht gerade von Pazifismus
Der Überfall hat bei viele jungen Unkrainern zu viel Patriotismus für ihr Land geführt. Für das Ideal des Pazifismus ist das aber ein schlechter Dienst, so Dr. Isabell Radeloff.
Demokratie schützt vor Lüge!
Mit diesem deutlichen Statement beendete Carmen Hess die Runde der über das „offene Mikrofon“ geäußerten Meinungen. Auch sie bezog sich auf den Slogan „Für Demokratie und Solidarität“, als dem eigentlichen Thema der Mahnwache. „Impfgegner mögen vielleicht nicht lügen, aber sie glauben den Medizinern, nichts! Demokratische Strukturen in einem Land dagegen, schützen durchaus vor Lügen!“ Die Meinungsvielfalt an Informationen sei dafür ein Beispiel, so die Rednerin. „Meinungsvielfalt, die ist in Russland praktisch abgeschafft!“