Kinder aus der Ukraine können in Weilheim endlich ihre Flucht beenden

5. April 2022 0 Von Alfred Honisch

TeilnehmerInnen an der 10. Mahnwache beschreiben ihr Engagement in der Flüchtlingsarbeit

10. Mahnwache auf dem Weilheimer Kirchplatz

„Endlich die Flucht beenden können“, so umriss SOS-Kinderdorf-Mitarbeiter Christian Walch die Erfahrungen aus seiner Arbeit mit ukrainischen Kindern. Dabei hat sich das Konzept der „Offenen Ganztagsschule (OGTS)“ am Gymnasium Weilheim, in Zusammenarbeit mit dem SOS-Kinderdorf, bestens bewährt. Denn, „schon nach kurzer Zeit empfinden die Flüchtlingskinder das Zusammensein mit altersgleichen SchülerInnen aus der Stadt und dem Landkreis, als krisensicher“, das heißt, „Schule als sicherer Ort, in einem krisenfesten System“, so der Dipl. Sozialpädagoge.
Christian Walch weiter, „seit 10 Jahren weiß ich, was Traumatisierung für Kinder bedeutet, und schon nach drei Stunden des Mitmachen von ukrainischen Jugendlichen in der „OGTS“-Gruppe spüre ich bei ihnen erste positive Veränderungen. Deshalb geht heute mein Dank an die Kinder und Jugendlichen der Stadt Weilheim und des Landkreises!“ 
Bewegend auch der Redebeitrag des Weilheimers Helmut Tomaschewski (83). „Was Flucht bedeute, habe ich 1945, also vor 77 Jahren am eigenen Leib verspürt, als Kind, an der Hand seiner Mutter, auf einem von zwei Schiffen, die in Warnemünde zur Evakuierung nach Dänemark ausliefen. In Dänemark erwartete uns schließlich ein von Stacheldraht umzäuntes Lager. Seine Erinnerungen als Zeitzeuge: „Wie es uns damals erging, lässt alles wieder in mir hochsteigen, wenn ich die Bilder von flüchtenden ukrainischer Frauen und deren Kinder im Fernsehen sehe!“

Felix Schimke-Klubuk, dessen ukrainische Frau Miroslavija – als Kinderärztin – seit Kriegsbeginn bei den Mahnwachen für Spenden zur Beschaffung von Medikamenten wirbt, sprach mit tränenerstickter Stimme davon, dass ihm  das Plakat mit dem Spruch „Mir san Mir“ nicht mehr aus dem Kopf gehe. Das Plakat sei immer wieder bei der Mahnwache gezeigt worden. „Mir“ bedeute aus dem russischen übersetzt, „Friede“. Er möchte das Wortspiel heute umwandeln zu „Hier san Mir“, also „Hier ist Friede!“ Mittlerweile, so Schimke-Klubuk, können nur noch veterninärmedizinische Medikamente, keine humanmedizinischen mehr beschafft werden, weil diese billiger seien.“
„Butscha, und was dort an Gräueltaten den Menschen widerfahren ist, macht mich fassungslos“, kommentierte er spürbar bewegt, und wies die Taten der russischen Aggression zu. Für die Ukraine gelte, man müsse dringend der NATO beitreten.   

Heike Flieder, Sportlehrerin am Gymnasium Weilheim, informierte mit ihrem Statement über die Aktion „One World – run for Peace“. Schülerinnen und Schüler würden dabei versuchen, 3600 Kilometer im Sportunterricht zu Gunsten des Friedens in der Ukraine zu laufen. Starten wird die Aktion mit zwei 5.Klassen, bereits im Donnerstagunterricht. In diesem Zusammenhang wies Herr Hauck auf den Wahlkurs „Sport, Musik und Kunst“ des Gymnasiums hin. Für nächsten Donnerstag (s. Termine) konnte bereits ein gemeinsames Musizieren mit ukrainischen Jugendlichen in der Aula organisiert werden. „Der Solist am Klavier sei heute schon sehr aufgeregt“, so Hauck. 
Sebastian Sirbu, der Veranstalter der Weilheimer Ukraine-Mahnwachen, stellte am Ende der Veranstaltung fest, „Ich sehe an Ihrem großen Engagement, dass wir uns auch nächsten Montag, dann zur 11. Mahnwache, wieder hier treffen sollen! Ihnen allen meinen herzlichen Dank!“

Termine
– Treffen der „WMer Ukraine-Hilfe“: Do., 7.4.22, 17 Uhr, Pfarrheim Theatergasse
– „Musizieren mit ukrainischen Jugendlichen„: Do., 7.4.22, 19 Uhr, WMer Gymnasium, Aula
„Fahrräder für Kinder von Geflüchteten“: Georg Off, Wielenbach, Tel.: 0881-5113