Huawei lädt Weilheimer Stadtrat vier Jahre nach Standortfestlegung erstmals zur Werksbesichtigung ein

20. Juni 2021 0 Von Alfred Honisch

Behördliche Hürden bei der Feuersicherheit der Betriebsanlagen sowie die Corona-Epidemie verzögerten Besichtigungstermin massiv
Keine 5G-Forschung im Weilheimer Werk

Fehlanzeige! Nicht das neueste Handy bzw. Smartphone von Huawei gab es als „Give away“ für den Weilheimer Stadtrat! Denn im Werk auf dem nördlichen Teils des ehemaligen ZARGES-Geländes findet vorwiegend Forschung und Entwicklung (F&E) statt, keine Fertigung, noch nicht!
Ca. 2 Stunden waren für die „Besichtigung“ veranschlagt, um die Aktivitäten, besser das Unternehmensziel von Huawai vor Ort genauer zu verstehen. Der Einladung waren ca. 12 Stadträtinnen gefolgt.
Zum Lesen gab´s was!
SHENZHEN – ZUKUNFT MADE IN CHINA„, das Portrait einer Megametropole, konnte der interessierte Besucher/ Besucherin nach Ende des Rundgangs und dem finalen Video-Organigramm beim Huawei Firmenableger in Weilheim mitnehmen, so er/sie das wollte.
Anm.: In der Tat sollte man sich das Buch durchlesen um zu verstehen, was Chinas Technologieverliebtheit, als Steigerung jeglicher USA-Hyperis – politisch an „Vorteilen bietet“. Nämlich die Sicherung eines diktatorischen Systems gegenüber einem 1,4 Mrd. Volk, durch Einsatz von Hightech!
Episode: „In China trauen sich Fußgänger oder Radfahrer an einer Verkehrsampel nur einmal Rot zu missachten . Beim nächsten Mal verhängt die Stadtverwaltung gezielt gegen diese Personen Sanktionen. Denn sie wurden über Gesichtserkennungskameras identifiziert. Ähnliches gilt bei der Überwachung von Taxifahrten. Keine gewinnbringenden „Trickserfahrten“ mehr, nach dem Motto, „drei Mal um den gleichen Block“. Auch diese Dienstleistung wird zentral überwacht und bei Verstößen verlieren die Fahrer ihre Beförderungslizenz!
Aber der Reihe nach!
Zuerst einmal der Grund für das zwischenzeitlich von vielen als Hinhalten interpretierte lange Dauern, bis ein Besichtigungstermin zustande kam. Huawei-Weilheim Geschäftsführer Thomas Lange dazu, „Seit Beginn des Engagements als Ableger von Huawei Düsseldorf in Weilheim, Ende 2017, waren es die hohen brandschutztechnischen Erfordernisse“ – für Huawei existenziell – die die behördlichen Teil- und Endabnahmen immer wieder verzögerten und „ausdrücklich nicht in der Verantwortung seines Betriebs gelegen haben!“

Weilheim befürwortete stets Ansiedlung von Huawei
Gleichwohl akzeptierte der Stadtrat, respektive der Bauausschuss bereits zweimal Huaweis Ambitionen, sich in Weilheim niederzulassen, wie auch, sich gewerblich auszuweiten.
Im Juni 2020 stellte Geschäftsführer Thomas Lange dem Stadtrat erstmals die Ausrichtung der Firma vor. Mehrheitlich mahnte der Rat dennoch an, mehr in Nachhaltigkeit zu investieren. „Bei Huawei sehe man zum Beispiel keine PV-Anlagen auf dem Werksgelände!“ Was Thomas Lange mit dem Hinweis auf die geringe Tragfähigkeit der Flachdächer beantwortete.
Im Frühjahr 2021 beantragte der Firmenableger des chinesischen Weltkonzerns eine erneute Genehmigung bei der Stadt. Unter anderem, sich auf dem ehemaligen ZARGES-Gelände erheblich nach Westen ausdehnen zu können, auch den Bau von bis zu 20 Meter hohen Hallen. Einstimmige Akzeptanz, weil es um gewerbliche Belange gehe. Nicht um Huaweis politischen Problem mit der USA, angeblicher Spionage-Software oder Huaweis zweifelhaftem Ruf bei der Funkmasten-Technologie im europäischen Raum.
Nein, im Endausbau in Weilheim soll dann tatsächlich „Fertigung“ stattfinden, was für die Arbeitsplatzquote einen Stand von etwa 300 Personen bedeute.
Begründet liegt die spürbare Distanz gegenüber Huawei, und damit auch gegenüber Huawei-Weilheim in einer Ansammlung von Aktivitäten, nach dem globalen Aufstieg Huaweis als chinesischer Telekommunikationskonzern zu einem global Player neben Vodafone, Samsung, gar Apple. Huawei war innerhalb von gut 30 Jahren zu einem globalen Telekommunikationskonzern aufgestiegen.
Im Rahmen eines Joint Ventures mit China, heruntergebrochen auf nationale und schließlich lokale Aktivitäten im Freistaat Bayern, z.B. in München (ca. 2000 MitarbeiterInnen) und Weilheim mit zur Zeit 80 bis 90 Firmenangehörigen.

35.000 EUR monatlich, Huawei´s Stromrechnung am Standort Weilheim
Der Grund dafür liegt in der „exorbitant aufwändigen Belüftungstechnik für die vielen Reinräume, die vonnöten sind, um die diversen Forschungsarbeiten in den Laborräumen zu realisieren“, so Thomas Lange. Über Gas-Dedektoren, verteilt auf das gesamte Betriebsareal, müsse stets überprüft werden, ob sich Alarme ergeben. 
Allein der Umstand, dass man im Nanobereich forscht, macht letztendlich dieses extensive Belüftungsmanagement erforderlich (was zu monatlichen Stromkosten von ca. 35 Tsd. EUR (!!!) führt).

Die Tätigkeitsschwerpunkte in Weilheim
Die Firma heisst offiziell Huawei Manufactoring Weilheim (Huawei Fertigungsstandort Weilheim)
Die Tätigkeitsschwerpunkte vor Ort erstrecken sich auf Laboraktivitäten, Packaging (= Vereinfachungsprozeduren beim Verpacken),  Intelligent autonomous (eigenständiges Forschen) und Precision Manufactoring (Herstellungsroutinen mit extrem geringen Fertigungstoleranzen).

Huawei und 5G in Weilheim
„Mit 5G, als hyperschnellem Kommunikationsstandard, haben wir in Weilheim überhaupt nichts zu tun, so Thomas Lange!

Zukunftsplanungen von Huawei Manufactoring Weilheim
Die Betriebserweiterung im Westen des Zarges-Geländes (vom Bauausschuss im März 2021 genehmigt) wird vorangetrieben, um auch einen Produktionszweig in Weilheim aufzubauen. Offen ist noch, was produziert werden soll.
Bis dahin ist es aber genehmigungsmäßig noch ein weiter Weg! Geht es dabei doch um z. T. kontaminierte Flächen aus der Zeit der Flugzeuginstandsetzung durch Zarges, während und nach Ende des 2. Weltkriegs.
Aktuell sind 80 – 90 MitarbeiterInnen im WMer Werk beschäftigt, im Verhältnis „60:40“. Die MitarbeiterInnen seien zu 60 Prozent europäischer und 40 Prozent chinesischer Herkunft. Nur wenige Arbeitnehmer pendeln von Außerhalb ein. Viele wohnen in WM und Umgebung. „Übrigens, das kürzlich vom Bauausschuss genehmigte Boardinghouse, am Fischerried, interessiere Huawei sehr“, so Gf Thomas Lange.

In der abschließenden Fragerunde gaben die beiden Huawei-Vertreter folgende Statements ab:

  • Eine gewerkschaftliche Interessenvertretung ist aktuell nicht gegeben, „da die strikt auf Forschung ausgerichtete Belegschaft hierfür keinen Bedarf sieht!“
  • Was trägt der Weilheimer Standort zum globalen Unternehmensziel von Huawei bei?
    Dazu der Geschäftsführer: „China wolle teilweise weg von der Fertigung im eigenen Land und hin zur qualitativ höchstwertigen in Europa! Die Auffassung, in China könne man billig produzieren, kollidiere nach wie vor mit den Qualitätsansprüchen die Huawei habe!“
  • „Huawei ist kein chinesisches Staatsunternehmen, so der Geschäftsführer. Vielmehr ist Huawei genossen-schaftlich organisiert, mit weltweit 200.000 MitarbeiterInnen in 170 Ländern!“
  • Die Uiguren-Frage war uns massiv unangenehm! Aber, mit den Huawei-Chips haben andere Firmen diese Gesichtserkennungs-Software entwickelt!
  • Die aktuellen (antidemokratischen) Vorgänge in Hongkong gefallen uns auch nicht.

ah